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Editorial I

Geduldig und mit der Hoffnung, Interessantes für unser Anliegen zu finden, wurden ausgewählte Printmedien des Jahres 1997 gesichtet, um dort Artikel zur Auseinandersetzung mit dem wachsenden Problem der medialen Gewalt zu finden. Unsere Hoffnung war, dass in den Äußerungen zum Problem der Gewaltdarstellung zumindest auch die vier bekanntesten Wirkungstheorien angesprochen werden, damit der Leser bzw. der Zuschauer dem heute fast schon grenzenlosen Fernsehangebot informierter gegenüber stehen kann. Sind oder sollten doch die Printmedien eine Art Brücke sein, die den Einzelnen mit der ihn umgebenden Wirklichkeit verbindet!

Wenn im Medienangebot immer brutalere Formen gewählt werden, muss für die Verbraucher auch eine bessere Orientierung gegeben werden. Jeder sollte die Möglichkeit bekommen, so meinen wir, sich über die Folgen seiner Programmwahl zu informieren. Das Audiovisuelle hat sehr weitreichende Wirkungen, die aber zuerst kaum bemerkt im Unterbewussten verbleiben. Das Unterbewusste, soviel weiß man heute, bestimmt aber die bewusste Handlung eines jeden. Um über die möglichen psychischen Auswirkungen des Medienkonsums zu sprechen, dürfen die Grundbegriffe des menschlichen Handelns nicht außer Acht bleiben. Und ein Mensch zu sein, bedeutet ja, dass die Fähigkeit der Differenzierung zwischen Gut und Böse vorhanden ist; diese Fähigkeit zeichnet den Menschen unter anderen Lebewesen aus. Allzu oft wird versucht, dieses Wissen zu verdrängen; so etwas findet zur Zeit in der Medienlandschaft statt.

In den 182 Artikeln zum genannten Thema aus 2.220 Zeitungs-Ausgaben des Jahres 1997 wurde über das Problem der Wirkungen medialer Gewalt kaum gesprochen. Man könnte diese Haltung der Schreibenden bzw. der verantwortlichen Redakteure mit der Haltung derjenigen Menschen vergleichen, die vor 30 und mehr Jahren die gesundheitsschädigenden Wirkungen von Industrieabfällen verneint haben oder wider besseren Wissens darüber geschwiegen haben.

"In gewisser Weise sind Aussagen von Medienproduzenten und Verteilern von Medien über die Nichtwirkung von Mediengewalt verständlich. Würden sie die Ergebnisse der Medienwirkungsforscher akzeptieren, käme die gesamte Medienwelt ins Wanken", schreibt Prof. W. Glogauer in seinem jetzt in 4. Auflage erschienenen Buch "Die neuen Medien verändern die Kindheit".

Die schädigende Wirkung des brutalisierten Medienangebotes auf die Psyche des Menschen wird immer noch verantwortungslos verschwiegen. Wer aber Gewalt in all ihren Formen im Fernsehen ansieht, muss wissen, dass er vergiftetes Wasser trinkt.

Wie lange noch bleibt so etwas ohne Folgen?

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