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Zur Einrichtung einer Informationsstelle über die Folgen der Wirkungen des Konsums medialer Gewalt - zur Förderung anspruchsvoller Filmkultur

Begründung

Die Lebensauffassung der Heranwachsenden werden heute wesentlich durch die audiovisuellen Medien beeinflusst. Leider aber beeinträchtigt das gegenwärtige Medienangebot Sinnfindung und Wertebildung der jungen Generation außerordentlich, eine Tendenz, die sich eher zu verfestigen scheint und für das Gemeinwesen entsprechende Gefahren schafft. Die steigende Zahl der Nachahmungstaten medialer Gewalt sollte für uns Anlass sein, auch die Formen der Medienerziehung zu überdenken und in ihren Möglichkeiten zu erweitern. Zu den Nachahmungstaten aus jüngster Zeit, die auf extremen Horror- und Gewaltmedienkonsum zurückzuführen sind, zählen die Tragödie von Erfurt am 26. April 2002 und Einzelfälle wie "Vanessa(2/2002, Augsburg), Fall Dany (2/2002, Höchstadt/Aisch), Fall Labus (2/2002), sowie Fälle in Bad Reichenhall (11/1999), Meißen (11/1999), Koblenz (10/1999, Fall Ibrar P.(1996) und Fall Christian (1996, Bayr. Wald)"*.

Natürlich ist die Persönlichkeitsbildung ein komplexer Prozess, der, was die Medienwirkung angeht, weder mechanisch noch einheitlich verläuft.

Doch auch wenn sich die sichtbaren Katastrophen stets nur unter ganz bestimmten Konstellationen einstellen, so ist dies kein Grund, die potenziellen Gefahrenquellen unterzubewerten und zu bagatellisieren.

Eine Demokratie ist darauf angewiesen, dass jeder Mensch seine besten Eigenschaften zu entfalten vermag, und sie sollte die Voraussetzungen dafür schaffen. Wenn sich im Rahmen der Medien ein Podium für die Werbung des Niederträchtigen etablieren kann, sind diese Voraussetzungen beträchtlich eingeschränkt; eine allgemeine Verrohung des Klimas im öffentlichen Raum ist leider heute unübersehbar.

Wir können dieser Tendenz aber entgegenwirken, indem wir neue Präventionsformen suchen und über die Wirkungsmechanismen des audiovisuellen Angebotes tiefere Einsichten gewinnen. Medienkompetenz setzt ja voraus, dass die Funktionen des Mediums allseitig erkannt werden.

Zum Praktischen

Die Informationsstelle muss sich in zentraler Lage befinden und für die Besucher einfach zugänglich sein. Ein etwa 30 qm großer Raum mit transparentem Arbeitsplatz soll Interessierten die Möglichkeit geben, Literatur zum Thema zu finden. Darüber hinaus bietet die Informationsstelle eine Bündelung und Katalogiesierung der neuesten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema an, so dass hier nicht vorhandene Literatur in den Bibliotheken leichter zu finden ist. Dabei setzt die Informatiosstelle auf interdisziplinäre Forschung.

Berücksichtig werden Erkenntniss aus der Psychologie, Kriminalistik, Kinderheilkunde, wie auch aus der Philosohie und anderen Wissenschaftsbereichen. Das Problem der Wirkungen des AV-Medienangebotes wird insbesondere im Hinblick auf die Gewalt- und Pornographiedarstellungen untersucht. Über Einzelgespräche hinaus sollen hier Arbeitsgruppen tagen, Diskussionen stattfinden können und Seminare abgehalten werden.

Aufgaben der Informationsstelle

Die o.g. Themen werden anhand eines bedeutenden Films eingehend besprochen. Es wird dadurch die ästhische Wirkung eines Filmerlebnisses bewusster gemacht und der kritische Blick auf das oberflächliche Medienangebot geschärft. Denn es geht darum, die inhaltliche Komponente für Medienkompetenz weiter auszuarbeitet. Die Veranstaltungen werden in Kooperation mit Filmtheatern organisiert.

Zur Organisation

Die Stelle soll durch eine Mitarbeiterin/Mitarbeiter besetzt sein die/der möglichst über eine geisteswissenschafltiche Hochschulbildung verfügt, die Fähigkeit zur Kommunikation und Organisation besitzt, einen eigenen Standpunkt zum Problem vertritt und sich in gesellschafltichen Diskussionen engagieren kann. Die Informationsstelle will interessierte Lehrer, Erzieher und Eltern, die ihre Medienkompetenz inhaltlich begründen möchten, beratend unterstützen, damit sie die ihnen anvertrauten Kinder vor dem medien-induzierten Gewaltrausch bzw. Realitätsdurchbruch (den Nachahmungstaten) besser schützen können.

Die erwähnten Analysen werden an kompetente Filmwissenschaftler in Auftrag gegeben. Für die Filmveranstaltung werden Filmsachverständige engagiert. Um mit ihrem Anliegen möglichst viele zu erreichen, unterhält die Informationsstelle eine Website, Plakatflächen und einen aktuellen Briefkasten.

Derzeit bemüht sich der Verein um die Finanzierung dieses Projektes.

*Vgl.: Dr. R.H. Weiß: Schaffen die Medien Helden? - Verstärkung der Realität durch die Berichterstattung und fiktionale Filmwelten. Beitrag auf dem Symposium der Generalstaatsanwaltschaft Thüringen zu "Mediengesellschaft und Strafverfolgung - vom Mythos einer neutralen Berichterstattung" am 21.03.02 in Erfurt)

Kleiner Junge mit Pistole in der Hand

Wir lernen - von Euch!