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Stiftung zur Förderung einer anspruchsvollen Filmkultur in Deutschland

Begründung der Notwendigkeit

Film dient in seiner kommunikativen Funktion vor allem der Sinnvermittlung, und sein möglicher Wert oder Unwert für die Gesellschaft hängt daher weitgehend davon ab, welchen inhaltlichen Intentionen er folgt und wie er diese - eine Einheit von Sinn und Form suchend - mit seinen spezifischen Mitteln zum Ausdruck bringt. Der Film für Kino und Fernsehen ist heute zum wichtigsten Vermittler der Gedanken, Gefühle und Wertvorstellungen der Menschen geworden, und er bestimmt somit maßgeblich die Kulturlandschaft der Bundesrepublik. Anders als vor 50 und mehr Jahren wird die Erziehung in Elternhaus und Schule durch die audiovisuellen Medien mit ihrer enormen Wirkungskraft dominiert. Diese Wirkungskraft kann sich im Positiven wie auch im Negativen äußern, besonders sichtbar wird sie aber im Leben der Kinder. Davon, welche inhaltlichen und gestalterischen Intentionen im Profil der gesamten audiovisuellen Medienkultur eines Landes zum Ausdruck kommen, hängt folglich auch weitgehend ab, wie die Kinder von heute in Zukunft mit ihrem Leben und dem der anderen umgehen werden.

Was die gegenwärtigen Entwicklungstendenzen im Alltagsleben der Heranwachsenden angeht, so sind die Symptome dafür indes mehr als beunruhigend. Beklagt wird eine allgemeine Verrohung des Schulklimas; die Deutsche Liga für das Kind spricht von einem Syndrom der kalten Schulter im Umgang mit dem Kind hierzulande. Jeder, der etwas Einblick in den Alltag der heute Heranwachsenden hat, wird von sich aus zahlreiche erschreckende Beobachtungen machen können. Auch wenn die Ursachen dafür keinesfalls allein bei den Medien zu suchen sind, so haben diese doch ihren Anteil an den negativen Zuständen. Gemeint sind damit nicht nur die Zusammenhänge zwischen dem Überhandnehmen von Gewaltdarstellungen in den Medien und der Zunahme von Aggressivität und Nachahmungstaten in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen, sondern auch der Verfall von Wertvorstellungen und Kriterien für ein menschliches Zusammenleben, der durch oberflächliche und qualitativ minderwertige Medienprodukte, denen unsere Kinder ausgesetzt sind, zweifellos befördert wird.

Gegenwärtig wird in der Medienpraxis immer wieder damit argumentiert, dass diese Entwicklungen nicht aufhaltbar seien, weil sie durch die Gesetze des Marktes zwanghaft herbeigeführt würden. Qualitätsmaßstäbe verschwänden angesichts von kommerziellem Druck automatisch, Fragwürdiges müsse schon aus kommerziellen Gründen toleriert werden usw. Mit diesem Trend habe man sich im Film für die Erwachsenen abzufinden. Wie sehr man sich aber auch bemüht die Kinder und Jugendlichen vor dem nur für die Erwachsenen gedachten audiovisuellen Medienangebot zu schützen, gelingen wird es kaum. Dank der technischen Innovationen kann jede Jugendschutzbestimmung, jedes Verbot solcher Art umgangen werden. Im Zeitalter der audiovisuellen Kommunikation wächst indes der Bedarf nach einer Reflexion über das, was Kunst und Medienkultur eigentlich sind. Dies schließt das Nachdenken über den Begriff von Kunst und über das Kunstverständnis im Alltag ein. Wichtig wäre es, diesbezüglich einen für unser Gemeinwesen geltenden Konsens zu schaffen. Denn die Geschichte der Menschheit kennt die Macht der audiovisuellen Medien nicht; diese ist in ihrer Totalität neu, und wir müssen uns bemühen, mit ihr so umzugehen, dass kein Schaden für die kommenden Generationen durch den Film bzw. das Fernsehen entsteht.

Die Investition in die Filmkultur ist also eine besondere. Man könnte sie auch als Investition in das Humankapital des Landes nennen. Um sich an dieser Investition zu beteiligen, braucht es eine Haltung, die die Liebe zum Kind und unserer aller Zukunft vor kurzatmige kommerzielle Zielsetzungen stellt.

Es braucht den Willen und die Kraft, um sich Qualitätskriterien zu erarbeiten und sie praktisch durchzusetzen. Die elementaren Fragen: Was wird erzählt? Wie wird erzählt? Warum wird erzählt? ? sie müssen stets neu gestellt werden.

Der anspruchsvolle Film nimmt die Bedürfnisse seiner Zuschauer ernst, auch die nach Spiel, Spannung, Unterhaltung, aber er erklärt diese Mittel wie überhaupt die Form nicht zum Selbstzweck, sondern sieht in seinem Publikum vor allem einen interessierten Gesprächspartner, der nach Sinnvermittlung durch die Medien sucht, und die Botschaft eines solchen Films trägt dann auch zum Wertediskurs des Gemeinwesens bei.

Zielsetzung

Ziel dieser Stiftung wäre es, die Bedingungen für eine Kultur des anspruchsvollen Films in Deutschland zu schaffen, parallel und gemeinsam mit anderen europäischen Ländern. Ein wichtiger Akzent wäre dabei die Förderung des anspruchsvollen deutschen Films.

Wichtige Maßnahmen:

Organisatorisches

Der Stiftungsrat beruft ein Kuratorium: Erfahrene Lehrer, Schulpsychologen, Kriminologen, Eltern, die ihre Kinder mit einer sinnorientierten Lebensauffassung zu erziehen vermocht haben, sowie unabhängige Fachleute des Films und des Philosophiebereichs sollten die Tätigkeit der Stiftung beratend unterstützen.

Die geplanten Maßnahmen können nur realisiert werden, wenn die Stiftung ihren Beitrag als langjährige, nicht zurückzahlbare Investition betrachtet, die der Förderung des geistigen Potentials dient, dem Aufbau von humanisierenden Wertvorstellungen.

In Gesprächen mit fachlicher Kompetenz und in Kooperation mit möglichen Förderinstitutionen arbeitet Sichtwechsel e.V. für gewaltfreie Medien an der Realisierung einer solchen Stiftung.